Dem Denken im Dialog auf die Sprünge helfen – zu meinen besten beruflichen Erfahrungen während der Corona-Pandemie gehören die beglückenden Momente, in denen der Austausch mit einem Gegenüber produktiv wird. Das geht gegenwärtig natürlich telefonisch oder per Videocall – als effektivste und bereicherndste Mögichkeit erlebe ich aber immer wieder die Verabredung zum »Denk-Spaziergang«. Das ist es, was ich ambulante Beratung nenne.
Ob nun als Austausch über die Eckpunkte einer Projektarbeit, als konkrete Textdiskussion und Argumentationsberatung oder in Form eines gemeinsamen Brainstormings: In Bewegung wird das Denken angeregt, fließen gemeinsame Kreativität und Produktivität.
Habe ich Ihr Interesse geweckt? Schreiben Sie mir unter kontakt(at)michael-sellhoff.de.
PS: Kleiner begriffsgeschichtlicher Exkurs gefällig?
Das lateinische »ambulare« bedeutet so viel wie umhergehen, wandeln. Für die antike Philosophie war Bewegung so eng mit dem Denken verbunden, dass die Schule des Aristoteles ihren Namen nach dem Begriff für »Wandelhalle«, Peripatos, erhielt und ihre Anhänger entsprechend Peripatetiker genannt wurden.
Auch acht Jahrhunderte später ist das Umherwandeln philosophisch von Bedeutung; Augustinus nimmt ihn in einem Dialog zur Praxis des Lehrens und Lernens als Exempel: Ob sein Gesprächspartner nicht wisse, dass »›Umhergehen‹ etwas anderes ist als ›Eilen‹«? (1)
Über Immanuel Kant schließlich ist bekannt, dass die Königsberger nach seinem Abend-Spaziergang die Uhr stellen konnten. Fraglos ist auch ihm das Gehen gedanklich anregend gewesen.
Natürlich kommt auch unser weiterhin gebräuchliches Wort »Ambulanz« daher. Der vierbändige Brockhaus von 1922 verzeichnet dazu noch: »ambulant, herumstreifend, wandernd«; »Ambulanz, fliegendes Feldlazarett « … O tempora, o mores.
(1) Zitiert nach Markus Arnold, Die Erfahrung der Philosophen, S.98 (abgerufen am 26. März 2021).
Bild: Platon und Aristoteles, Ausschnitt aus »Die Schule von Athen«, Fresko von Raffael (Wikipedia: gemeinfrei)