Corporate-Identity-Schreibungen, wohin man schaut. Fast gewöhne ich mich an Namens-Versalisierung (ALDI) und Binnenmajuskeln (LinkedIn). Das tue ich zwar gern als typographisch schlechten Stil und bisweilen semantischen Unsinn ab – wobei ich mich aber wirklich nicht auf ein bloßes Schulterzucken zurückziehen kann, das ist die weit um sich greifende Bedrohung des Bindestrichs.
Heute früh war ich beim Aldi um die Ecke, an der Kasse ins Ungewisse schauend las ich etwas wie: »Vielfalt zum ALDI Preis«. Ok, dachte ich noch, immer mehr Unternehmen wollen ihren Markenkern nicht durch korrekte Koppelung an einen anderen Begriff binden. (Als wäre sprachliche Schwundstufe imagefördernd.) Jedenfalls habe ich über diese Gedanken vergessen, ein Beweisfoto mitzunehmen, ich war dann nämlich plötzlich dran.
Um trotzdem darüber schreiben zu können, habe ich zu Hause angekommen die Webseite von Aldi Nord aufgerufen. Heieiei, dachte ich, wie viele fehlende Bindestriche pro Textelement kann ein Internetauftritt verkraften? Das »Oster Sortiment« beinhaltet unter anderem ein »Präsent Ei«, außerdem gibt es den »Corona Selbsttest«, alles gehört zur »ALDI Service Vielfalt«.
Mein Favorit ist aber das hier: »Unser ALDI liefert Online-Prospekt.« – Mein Aldi liefert einen Online-Prospekt? Wie erhalte ich den, per Post-/Paketbote, per E‑Mail oder via Filelink? Ach nein, sie meinen ja den neuen »ALDI-liefert-Online-Prospekt«, wahlweise auch »›ALDI liefert‹-Online-Prospekt«geschrieben. Dass das sperrig ist, dafür trägt meines Erachtens nicht die Sprache Verantwortung, sondern die exaltierte Marketing-Wortschöpfung. Mit Bindestrichen an den richtigen Stellen verstehen Kundinnen und Kunden aber wenigstens, was gemeint ist.
Tschüss für heute, Aldi, für sprachliche Unterstützung stehe ich gern zur Verfügung!