Geschichten aus bald hundert Jahren


Zur Begut­ach­tung ihres jüngs­ten Manu­skripts hat­te ich die Ehre, eine beein­dru­cken­de Autorin ken­nen­zu­ler­nen: Ingel­e­ne Rode­wald. Die 1922 in Hol­ten­au gebo­re­ne Kie­le­rin hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zahl­rei­che Erin­ne­rungs­bü­cher ver­öf­fent­licht: Stets ver­ar­bei­tet sie dabei eige­ne Erfah­run­gen und die ihrer Fami­lie, wie etwa die ihrer Tan­te in „Zeu­gin des Grau­ens. Eine muti­ge Kran­ken­schwes­ter und ihre Foto­gra­fien aus dem War­schau­er Ghet­to“ (Ver­lags­grup­pe Husum 1999).

Im Natio­nal­so­zia­lis­mus hat­te Ingel­e­ne Rode­wald ihr ers­tes Staats­examen abge­legt und fand sich nur eine Woche nach den Prü­fun­gen auf Anord­nung als Leh­re­rin im Warthe­gau wie­der. Wel­che Bedin­gun­gen sie nach der Flucht im bri­tisch besetz­ten Kiel-Hol­ten­au vor­fand, das schil­dert ihr dem­nächst erschei­nen­des Buch.

Ob es pünkt­lich zum 100. Geburts­tag ihr letz­tes sein wird, wie sie selbst sagt? Wer weiß. Ich jeden­falls freue mich sehr, die­se impo­nie­ren­de Dame per­sön­lich getrof­fen zu haben. Mit einem Blit­zen in den Augen hat sie mich Lek­tor jeden­falls auf die ihr eige­ne, reso­lu­te Art befragt: „Und, haben Sie schon ein Buch geschrieben?“